01.09.2019

Im September 2014 startete die Beratungsstelle für Menschen in der Sexarbeit mit einer Personalstelle und einem Büro im Beginenhof Rostock als das einzige Angebot in Mecklenburg-Vorpommern. 2016 wurde die zweite Personalstelle bewilligt. Unter der Trägerschaft von Frauen helfen Frauen e.V., gefördert durch das Gesundheitsamt der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, wurden seitdem über 1200 Beratungsgespräche mit Sexarbeiter*innen durchgeführt.


Nach fünf Jahren zieht die Beratungsstelle für Sexarbeiter*innen nun Resümee. „Obwohl immer noch viel zu tun ist, können wir auf viele Erfolge zurückblicken.“ sagt Beraterin Nadine Herrmann. SeLA ist über die Stadtgrenzen Rostocks als professionelle Anlaufstelle für Prostituierte bekannt. Dazu hat neben der aufsuchenden Beratung in den Rostocker Modellwohnungen und dem ErosCenter in Bramow auch der Umzug 2018 an den Doberaner Platz gemeinsam mit dem Centrum für sexuelle Gesundheit (CSG e.V.) beigetragen. Im Zuge des Inkrafttreten des ProstituiertenSchutzGesetzes (07/2017) stiegen die Beratungs- und Unterstützungsbedarfe vieler Sexarbeitenden. Klient*innen sammeln ihre Anfragen bis sie wieder in Rostock sind. Dann besteht oft akuter Handlungsbedarf. Die Anliegen reichen von ärztlicher Hilfe bis zu bürokratischen Fragen wie Anmeldemodalitäten, Vertrags- und Steuerangelegenheiten und andere Bedarfe die Arbeits- und Lebenssituation betreffend. Die Kontaktanfragen und Beratungszahlen steigen jährlich. „Das ist alles sehr positiv für SeLA obwohl wir jetzt schon personell an unsere Grenzen kommen.“ resümiert Sandra Kamitz. Nicht so positiv sieht SeLA die Situation auf Landesebene.

Da es speziell für Sexarbeitende kein Hilfenetz in M-V gibt, ist SeLA die einzige Anlaufstelle für die reisenden Dienstleister*innen im ganzen Land. „Wir setzen uns bereits seit 2017 dafür ein, das Angebot auf Landesebene zu erweitern, doch weder das Sozialministerium noch andere Kommunen/Landkreise sind bereit weitere Beratungsstellen zu finanzieren.“ kommentiert Sandra Kamitz.

Die von SeLA initierten Angebote für Sexarbeiter*innen wie kostenfreie parteiliche anonyme Beratungen, gynäkologische Sprechstunden und Integrationsmodule werden dankend angenommen. Seit 2018 bietet SeLA in Kooperation mit der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt Rostock eine Präventionsveranstaltung zum Thema 'Loverboy' an. Das Angebot ist für Mädchen von 13-18 Jahren in Schulen, Wohngruppen und Jugendclubs und wurden bereits mehrfach angefragt und durchgeführt.

Um die Arbeit von SeLA sichtbar und bekannt zu machen haben die Beraterinnen in den letzten fünf Jahren verschiedene öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen organisiert. Dazu gehörten Kinofilme über Sexarbeit mit anschließender Diskussion, eine Ausstellung und Podiumsdiskussionen. Bei den Veranstaltungen wurden mehrfach Sexarbeiter*innen eingeladen, die Einblicke in ihre persönlichen Arbeits- und Lebensrealitäten gaben.

Durch öffentliche Veranstaltungen aber auch durch stetige Kooperationsarbeit mit Gesundheitsamt Rostock, LAGuS, Ordnungsamt, Polizei, Finanzamt, der Rostocker Gleichstellungsbeauftragten sowie anderen Beratungsstellen ist es SeLA gelungen Sexarbeit, deren Tabuisierung und Stigmatisierung in den letzten fünf Jahren sichtbar zu machen.

Wir möchten uns bei allen Klient*innen, Kooperationspartner*innen, Sexworkern, Unterstützer*innen, Kolleg*innen und Aktivist*innen für das Vertrauen bedanken.

Das SeLA Team

Sandra Kamitz & Nadine Herrmann

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